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Iranische Medien zur Eskalation zwischen Teheran und Tel Aviv in Syrien

»Alle zionistischen Siedlungen liegen im Fadenkreuz dieser Raketen«

Feature
von Greta Matz
Presseschau

In Israel mutmaßt man, dass Hizbullah und Hamas im iranischen Auftrag kooperieren und aufeinander abstimmen. Doch auch in den iranischen Medien sorgt die neue Runde der Auseinandersetzungen für Spekulationen – eine Übersicht.

Trotz viel Geheimnistuerei auf beiden Seiten verdeutlicht sich immer mehr: Die Konfrontationen zwischen Israel und Iran häufen sich in den vergangenen Monaten. Jüngstes Beispiel: ein Vergeltungsangriff von iranischer Seite Anfang April. 30 Raketen wurden dabei auf Israel abgefeuert – wenige Tage zuvor waren zwei Mitglieder der Revolutionsgarde bei einem israelischen Luftschlag in Syrien ums Leben gekommen. Die iranischen Raketen wurden aus Gaza, dem Libanon sowie Syrien abgefeuert.

 

Tasnim

Ein Aufmacher auf der Webseite der staatlichen Nachrichtenagentur Tasnim listete am 11. April alle Waffentypen auf, die Iran und seinen Verbündeten in der Region in der Konfrontation mit Israel zur Verfügung stehen. Darunter etwa Boden-Boden-Raketen vom Typ Scud sowie das Mehrfachraketenwerfersystem Grad. »Alle zionistischen Siedlungen liegen im Fadenkreuz dieser Raketen«, frohlockt der Artikel.

 

Die ausgiebigen Berichte des der Revolutionsgarde nahestehenden Mediums handeln meist von möglichen Vergeltungsanschlägen auf Israel durch die sogenannte »Achse des Widerstands«. Tasnim publizierte in den Tagen nach dem israelischen Luftschlag zudem ausgiebige Fotoreihen mit teils privaten Familienalben der beiden verstorbenen »Märtyrer«.

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Fars News

In dieselbe Kerbe schlägt auch Irans größte Nachrichtenagentur. »Die Verbrechen des kriminellen zionistischen Regimes werden nicht unbeantwortet bleiben«. Unverhohlene Drohungen wie diese vom 2. April sind an sich nichts Ungewöhnliches für Fars News. Bei genauerer Betrachtung offenbart die vollmundige Drohung aber etwas sehr Typisches in den regimenahen Medien: Denn meist bleiben die Kommentatoren auffallend vage – im Fadenkreuz stehen so keine konkreten Ziele, sondern nur relativ abstrakt der Staat Israel. Solche Formulierungen können dann bei ähnlichen Vorfällen immer wieder aus der Schublade geholt werden, weil sie eben nicht besonders verbindlich sind.

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Iran International

Während der ideologische Rahmen Irans regimetreuen Medien in analytischer Sicht enge Grenzen steckt, weiten Exilmedien den Blick auf Faktoren, die in der Region in den vergangenen Monaten an Bedeutung gewonnen haben. So bemerkt Iran International etwa, dass Israel bewusst strategische Knotenpunkte in Gebieten unter Regimekontrolle ins Visier nimmt – vor allem Häfen und Flughäfen. Dahinter stecke vor allem die Sorge israelischer Sicherheitsdienste, dass Iran unter dem Deckmantel humanitärer Hilfslieferungen infolge des verheerenden Erdbebens im Februar die Gelegenheit nutzt, seine Verbündeten in der Region aufzurüsten.

 

Obwohl Mossad und Co. in punkto Iran oft mit Benjamin Netanyahu über Kreuz liegen, stimmen Israels Geheimdienste und der Regierungschef diesmal in ihrer Einschätzung überein. Iran International führt denn auch ein Statement des Premiers vom 13. April an, das als rote Linie und Rechtfertigung für künftige Präventivschläge verstanden werden kann: Seine Regierung werde »nicht zulassen, dass sich Iran bis an Israels Grenzen ausbreitet«.

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Radio Farda

Auch Radio Farda beobachtet einen Zusammenhang zwischen Netanyahus Rückkehr an die Regierungsspitze und militärischer Eskalation in Syrien. Das Exilmedium mit Sitz in Prag führt aber nicht nur das gestiegene Bedrohungsgefühl in Israel ins Feld: Die Autoren verweisen auch auf die innenpolitische Lage in Israel und darauf, dass Netanyahu auch schon in früheren Amtszeiten die außenpolitische Bedrohung zur innenpolitischen Stärkung genutzt hat.

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Von: 
Greta Matz

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