Griechenland hat es seiner geografischen Lage zu verdanken, dass es zur Außengrenze der EU im Osten wurde und nun versuchen muss, den großen Strom von Migranten und Flüchtlingen zu bewältigen, von denen die meisten weiter nach Westen in andere EU-Länder ziehen wollen. Für die Überlebenden ist Griechenland der schnellste Zugang zum europäischen Festland, das man über die östlichen Landesgrenzen (vom nordöstlichen Fluss Evros bis zur südöstlichen Ägäis), einschließlich der Hauptstadt Athen, erreichen kann. Als wichtiges Wirtschaftszentrum wurden die Region Attica und die dortigen Kleinstädte (Megara, Korinth, Lavrio und andere) zu einer provisorischen Unterkunft für Migranten und Flüchtlinge auf ihrem Weg zu den nördlichen Grenzen Griechenlands (mit der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien) oder zum Westen des Landes, in dem direkte Fährverbindungen nach Italien bestehen.
Im September 2011 begann Griechenland mit dem Bau eines 12,5 km langen Grenzzauns, der über den Evros verläuft, welcher die natürliche Grenze des Landes bildet. Ab Dezember 2012 (als der Zaun fertig war) war die sicherste und einfachste Route nach Europa geschlossen. Die einzige Alternative ist die gefährliche Überquerung des Ägäischen Meeres von der Türkei aus, meist zu den Inseln Lesbos und Kos.
Migranten und Asylsuchende haben in den meisten Fällen keine gültigen Papiere und Pässe, um ihre Reise fortzusetzen.
Ein Teil ihrer Reise:
»Mein Name ist Omar, ich bin aus Syrien. Ich kam vor zwei Jahren und drei Monaten nach Griechenland. Ich kam aus Istanbul.«
»Mein Name ist Mohammed, ich bin aus Syrien. Ich bin Student.«
»Mein Name ist Abdala Omar, ich habe in Syrien als Zahntechniker gearbeitet. Ich bin über die Türkei illegal nach Griechenland gekommen.«
»Ich ging natürlich zuerst in die Türkei, und von der Türkei kam ich nach Griechenland. Ich habe zu viel Geld für die Schmuggler ausgegeben, damit sie mich herbringen. Jetzt suche ich nach einem legalen Weg, um wenigstens hier rauszukommen.«
»Wir sind in der Nähe der griechischen Grenze angekommen, von wo aus wir drei Stunden lang liefen, bis wir den Fluss erreichten – der in der Nähe von Alexandroupolis.«
»Wir waren zwanzig Leute und hatten uns auf zwei Boote aufgeteilt. In unserem Boot waren alle aus Syrien. Es war sehr schwierig, weil niemand wusste, wie man paddelt. Als wir dort (auf der griechischen Seite) ankamen, rief uns die Polizei zu, wir sollen zurück in die Türkei fahren. Die Leute aus dem anderen Boot aus Marokko, Afghanistan und Pakistan rannten auf das Festland zu. Wir stiegen aus dem Boot aus. Die Polizei schrie uns an: »Zurück!«. Frauen weinten, weil ein Polizist seine Waffe zog. Er war weit von uns entfernt, etwa 70 Meter, und rief »Zurück! Zurück! Zurück!«. Ich wollte aber nicht zurück, denn ich kann nicht schwimmen, auch nicht die Frauen und natürlich nicht das Baby. Wir gingen zurück aufs Boot. Es trieb zurück in die Mitte des Flusses. Es trieb immer weiter, und wir hatten Angst und riefen um Hilfe, »Hilfe, Hilfe, Hilfe!«, aber die Polizisten hatten sich versteckt und wir wussten nicht, was wir tun sollen. Ich dachte, das wäre mein Ende. Plötzlich spülten uns die Wellen zurück zur griechischen Grenze. Wir sind ausgestiegen und saßen dort eine halbe Stunde lang.«
»Ich traf die Person (den Schmuggler) in Bodrum. Er brachte mich in ein Hotelzimmer und gab mir eine Rettungsweste. Er sagte, ich solle da bleiben, bis er mich anrufen würde. Ein Uhr nachts holte uns ein Bus ab und brachte uns zum Meer. Er sagte uns, wir sollen ruhig sein und uns verstecken. Am Ufer sagte man uns, wir sollen den Großteil unseres Gepäcks zurücklassen, damit das Boot nicht zu schwer sei. Nach zwei Stunden auf dem Meer zeigte uns der Schmuggler ein Licht an der griechischen Küste und sagte uns, wir sollten darauf zusteuern. Dann sprang er aus dem Boot. In der ersten Nacht nach meiner Ankunft in Kos blieb ich in der Lobby eines kleinen Hotels, dann blieb ich zwei Nächte im Camp, erhielt meine Papiere und ging nach Athen. Ich habe zwei Mal versucht, über die makedonische Grenze zu gelangen.«
Im Dezember 2014 überquerte Mohammed die Grenze bei Skopje, das war sein fünfter Versuch. Im Januar 2015 kam er in Österreich an.
Im August 2015 verließ Omar Griechenland in Richtung Westeuropa. Er lebt momentan in Deutschland.