Hayati (auf Arabisch »mein Leben«) ist ein Fototagebuch, das ausschließlich mithilfe eines Smartphones entstanden ist. Hayati zeigt meine Identität als Italiener in zweiter Generation – Sohn von Immigranten, geboren und aufgewachsen in Italien, zwischen zwei Leben, die auf den ersten Blick unvereinbar scheinen.

Um diese Erzählung umzusetzen, wurde ich ihr Thema und ihr Gegenstand zugleich. Ich bin in Desenzano del Garda, einer kleinen Stadt in der Nähe von Brescia, als Sohn von marokkanischen Eltern geboren. Da ich zwischen zwei Welten aufgewachsen bin, war ich dazu gezwungen, meinen Blick zu schärfen und diese Perspektiven, die oft voneinander abweichen, miteinander zu vergleichen. Nur eine einzige Identität zu leben, ist nicht leicht; dahingegen passiert es oft, dass man sich fehl am Platze oder wie eine merkwürdige Mischung aus beiden Kulturen fühlt.

Während man versucht, diese Identität zu definieren, wird man sich auch dem Privileg bewusst, »auf einer Türschwelle«, am Rande von zwei Welten zu stehen. Man kann entscheiden, wer man sein möchte, wohin man gehören will oder neue Bande knüpfen, während man die Erfahrungen am Leben hält, die man auf dem eigenen Weg gemacht hat. Man muss lernen, mit verschiedenen Sprachen, kulturellen Tabus, Bezugnahmen und Verboten zu jonglieren und lernen, denjenigen deine Welt zu erklären, die nicht mit dir auf dieser Türschwelle stehen. Ich musste eine Reise in mein eigenes Leben und meine Familiengeschichte unternehmen und stieß dabei auf Zweifel, Zögern und Meinungsänderungen – konnte aber auch ein ehrliches Portrait meiner selbst zeichnen. Der interessanteste Aspekt dieser Geschichte – meiner Geschichte – ist die Schaffung einer weniger restriktiven Realität. Eine Realität, die undefiniert ist, aus der verschiedene Formen des Glaubens und der Erfahrung erwachsen sind und eine einzigartige Harmonie bilden.