In Granada sieht man vielerorts Reproduktionen/Replikas der Alhambra, die in den Geschäften oder Häusern von den Bewohnern der Stadt ausgestellt werden. Auf Fotos, Gemälden oder Wandmalereien zeigen sie mit Stolz ein Denkmal, das vor Jahrhunderten von einer Kultur erbaut wurde, von der sie in ihrer aktuellen Version vieles entweder ignorieren oder ablehnen. In der westlichen Gesellschaft wächst die Feindlichkeit gegenüber dem Islam täglich, auch wenn dieses Phänomen bisher nur wenig untersucht wurde. Wir richten unsere Ablehnung gegen eine Religion – und dementsprechend gegen die Menschen, die sie ausüben – die nur in ihrer radikalsten und gefährlichsten Form zu existieren scheint.
[Politische und geostrategische Interessenvertreter bezeichnen den Islam als den großen Feind des Westens, als eine Bedrohung der Werte von Freiheit, friedlicher Koexistenz und Demokratie, so als würden sie ausschließlich in Europa und den Vereinigten Staaten existieren.]
Gleichzeitig schrecken wir nicht davor zurück, in Ländern wie Spanien aus den vererbten merkantilistischen, islamischen Symbolen Vorteile zu ziehen – ein Erbe, das wir als Touristenattraktion, als einen hervorragenden Anziehungspunkt für unsere Kulturwirtschaft ausnutzen.
Ein weiteres deutliches Beispiel ist die Mezquita-Catedral von Córdoba, die gemeinsam mit der Alhambra eines der meistbesuchten Denkmäler der Welt ist. Muslimischen Besuchern ist es verboten, dort zu beten. Sie müssen aus religiösen Gründen einen Tempel aufsuchen, der eine Mihrab aufweist; dieses islamische Bauelement ist dort zwar noch immer vorhanden, jedoch wurde der Bau zu einem Ort des christlichen Glaubens umgeweiht. Das war nicht immer so, denn einst haben sich Christen und Muslime die Kathedrale geteilt, die so zu einer Begegnungsstätte beider Kulturen wurde.
Diese Fotoreportage untersucht die Beziehungen zwischen der touristischen Ausnutzung dieser Räume, der aktuellen Funktionalität, die ihnen im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Nutzung und Bedeutung verliehen wird, sowie die Faszination, die sie bei den tausenden Touristen hervorrufen, die jedes Jahr kommen und von einer orientalischen Nostalgie vergangener Zeiten angezogen werden. Einer Nostalgie, die von einer Art romantischer Verträumtheit umhüllt ist, welche nur wenig mit den Vorurteilen und der Angst vor dem Islam zu tun hat, die heute aktuell ist.
Die islamische Kultur wird für ihr Vermächtnis, für ihre Vergangenheit gepriesen, die an „arabische Nächte“ erinnert. Ihre gegenwärtige Form wird jedoch ausgerechnet von den Menschen in Frage gestellt, die ihr Erbe beanspruchen, als wäre es ein Themenpark. Es wird von jenen benutzt, die den Kontinent über den Inhalt stellen und die sogar die Erklärung dieses architektonischen Kleinods zum Weltkulturerbe unterstützen, um es in einen Wirtschaftsmotor umzuwandeln, der jegliche symbolische Eroberung rechtfertigt.