Der Seeweg zwischen Marokko und Spanien ist das nächste Tor, das aller Wahrscheinlichkeit nach von einer massiven Anzahl von Migranten auf ihrem Weg nach Europa genutzt werden wird. Nach der Schließung der Balkanroute, dem Flüchtlingsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei und den Nato-Drahtzäunen von Ceuta und Melilla (spanische Enklaven in Nordafrika) wurde der alte Seeweg zwischen Marokko und dem Süden Spaniens, der in den 90er Jahren vor allem von den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen genutzt wurde, wieder reaktiviert. Diese stammten früher hauptsächlich aus den nordafrikanischen Ländern und überquerten das Meer auf den kleinen Fischerbooten der Menschenhändler (Pateras). Heute verlassen tausende Menschen aufgrund von bewaffneten Konflikten, Verfolgung oder Hunger Länder Afrikas, wie Mali, die Elfenbeinküste oder Nigeria, und sehen die westliche Mittelmeerroute auf ihrem Weg nach Europa als die sicherste, die die wenigsten Gefahren birgt.
Diese Flüchtlingsroute nach Europa wird momentan im Vergleich zu den anderen im Mittelmeer am stärksten genutzt; gemäß der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen hat sich die Anzahl von Migranten, die in der ersten Hälfte des Jahres 2017 an den Küsten Spaniens ankamen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht. Wie so oft in der Geschichte Spaniens wurde diese plötzliche Zunahme jedoch ignoriert und von der Regierung und den Massenmedien nicht beachtet. Das Land belegt bei der Todesrate in seinen Gewässern einen traurigen zweiten Platz und liegt damit noch vor Griechenland. Ein Grund für dieses zunehmende Problem könnte die dramatische Situation in Libyen sein, wo noch mehr Todesfälle zu verzeichnen sind – die wohlbekannten Gefahren dieser Flüchtlingsroute haben die Migranten wahrscheinlich eingeschüchtert und dazu geführt, dass sie sich wieder auf den alten Weg über die westliche Mittelmeerroute nach Europa begeben.
Die Behörden von Andalusien haben heute Schwierigkeiten, mit der Menge von ankommenden Flüchtlingen klarzukommen. Die spanische Küstenwache rettet täglich Menschen, hauptsächlich im Bereich zwischen der Straße von Gibraltar und der kleinen, felsigen Alboran-Insel, die in der Nähe der Küste Spaniens liegt und Namensgeber des angrenzenden Meeres ist.