Präsent und doch unsichtbar

Wie es auch der Titel des neuesten Fotobuches von Matúš Zajac – »Out« – andeutet, sein zentrales Thema sind Menschen am Rande des Interesses der Mehrheitsgesellschaft. In Deutschland gerät er, als gebürtiger Slowake, selbst in die Rolle eines Außenseiters – ohne Sprachkenntnisse, ohne Beherrschung der kulturellen Codes… Doch das vermeintliche Handicap wird ihm insofern zum Vorteil, als es aus ihm einen besonders unvoreingenommenen und sensiblen Beobachter der umliegenden Realität macht. In Berlin – wo Zajac im Rahmen eines groß angelegten Projektes »Immigranten« unterwegs war – zog sein Interesse insbesondere die muslimische Kommunität: Obwohl angesichts ihrer Präsenz für Straßenbild vieler Berliner Stadtteile so prägend, wirkte sie auf ihn fremd und unnahbar. Getreu seinem eigenen fotografischen Prinzip »das Elementare in den zwischenmenschlichen Beziehungen aufzuspüren und die daraus resultierende Spannung durch Lichtkontraste zu vermitteln«, ist Zajac in der nun vorgelegten Fotoserie bemüht, den Zwiespalt einzufangen, welcher ihm für die Existenz der Muslime in Deutschland charakteristisch zu sein scheint. Nämlich, einerseits, ihre unbestreitbare Zugehörigkeit zu der deutschen Kultur und andererseits ihre Andersartigkeit, die immer wieder daran zweifeln lässt, verunsichert, gar verhindert, dass man einander näherkommt. Entsprechend dem oben beschriebenen Zugang zum Thema wird die muslimische Kommunität in der vorliegenden Fotoserie sehr schemenhaft dargestellt – in vorbei huschenden Personen, von hinten aufgenommenen Silhouetten. Verortet meist in den städtischen Untergrund (U-Bahn), wo zwar alle zusammenkommen und doch jeder für sich ist. Und als Gegensatz dazu Portraits, bei deren Entstehung der Fotograf die beobachtende Distanz durchbrochen hat und durch die Nähe in eine Art Dialog mit den portraitierten Personen trat.

Zwei WeltenVon Matúš Zajac
Wem gehört die Stadt?Von Matúš Zajac
Verbindender MomentVon Matúš Zajac
Sich näherkommendVon Matúš Zajac
Richtung Mekka Richtung MekkaVon Matúš Zajac
Eine Nummer zu großVon Matúš Zajac
Aneinander vorbeiVon Matúš Zajac
Allein in U-BahnVon Matúš Zajac