Die Geschichte der drei monotheistischen Religionen untereinander ist theologisch gekennzeichnet durch Motive der Konkurrenz, Abwertung, Abgrenzung, Ablehnung, Überbietung. Darauf aufbauend konnten immer wieder Diskriminierung, Verfolgung und Blutvergießen entfacht und legitimiert sowie politische und ökonomische Absichten kaschiert werden. Diese Prozesse halten bis heute an. Die Fotoreihe soll gegenüber dieser Gewaltgeschichte der »ungewollten Verwandtschaft« nachspüren. Sie will eine Ahnung ausdrücken, dass Judentum, Christentum und Islam weit mehr voneinander durchdrungen sind, als dies die Abgrenzungsgeschichte suggeriert. Dabei sollen die jeweiligen Eigenheiten nicht in eine vereinnahmende Gemeinsamkeit aufgelöst werden. Es geht um Nähen, Ähnlichkeiten, Verwandtschaften. Die Fotos haben, auch wenn sie nicht alle in Deutschland entstanden sind, einen direkten Bezug zum Verhältnis des Islam zum konstruierten »jüdisch-christlichen Abendland«, das nicht unabhängig sein kann von den Entwicklungen, Spannungen und Auseinandersetzungen in anderen Teilen der Welt.