Als ich 2010 mit dem Fotoprojekt »Kleine Prinzen« angefangen habe, kam ich gerade von einem einjährigen Aufenthalt aus Istanbul nach Köln zurück. In Istanbul sind mir ab und an kostümierte, kleine Jungen auf der Straße aufgefallen. Mit ihren spitzen Stoffschuhen und weißen Anzügen hoben sie sich wie Märchenfiguren von der hektischen Metropole ab. In Köln erfuhr ich, dass es sich dabei um die Kostüme der Beschneidungsfeier handelt, ein Fest, das einige Wochen nach dem Eingriff veranstaltet und auch hier gefeiert wird. In riesigen Veranstaltungssälen treffen sich hunderte Freunde und Verwandte, um den Jungen zu feiern. Weit vor der Beschneidungsdebatte fotografierte ich die ersten Familien, eine ließ mich sogar zu ihnen nach Hause. Neben den Kostümen faszinierten mich auch die teils pompöse Kleidung der Gäste und die prunkvolle Saaldekoration. Der Titel »Kleine Prinzen« soll andeuten, dass die Jungen an »ihrem« Tag tatsächlich wie kleine Adlige behandelt werden.