Lichtblick und Schattenwuchs – die Ahmadiyya in Deutschland

In Debatten über den Islam in Deutschland wird die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde (AMJ), eine reformorientierte Sonderbewegung, selten erwähnt – ist aber seit 90 Jahren Teil unserer Gesellschaft. Die Ahmadis sind hervorragend integriert, glänzen durch Offenheit, soziales Engagement und Gesetzestreue. 2013 wurde die AMJ als erste islamische Gemeinde mit dem Körperschaftsstatus belohnt, sie dürften Steuern erheben und Friedhöfe errichten. Dennoch gerät die Gemeinde zumeist nur in Schlagzeilen, wenn konservative Bürgerinitiativen ihre Moscheebauten verhindern wollen und die Ahmadis dabei oft mit Islamisten gleichsetzen. Viele Muslime wiederum behaupten, die Ahmadis seien Häretiker. In einigen muslimischen Ländern werden sie brutal verfolgt. Für meine Reportage bin ich in mehrere deutsche Städte gereist, um die AMJ zu porträtieren und zu zeigen, dass der Islam in Symbiose mit der deutschen Gesellschaft koexistieren kann, zu unserem Land gehört und pauschal keine Gefahr darstellt.

Die Bait us-Sabuh, die Deutschlandzentrale der AMJ in Frankfurt. 35.000 registrierte AMJ-Mitglieder sind in 225 Lokalgemeinden aktiv. Als religiöse Gemeinde ohne politische oder kulturelle Motive steht sie seit 2013 mit dem Körperschaftsstatus auf Augenhöhe mit den christlichen Gemeinden. Von Benjamin Kilb
Betende in der 2008 errichteten Khadija Moschee in Berlin Pankow-Heinersdorf. Der Bau der ersten Moschee in Ostberlin wurde begleitet von einer großen Protestbewegung innerhalb der Bevölkerung. Doch sehr bald nach Errichtung der Moschee legten sich die Vorbehalte gegen die AMJ.Von Benjamin Kilb
Die Nuur-Moschee in Frankfurt-Sachsenhausen prägte wie keine andere Moschee die Geschichte des Islam in der BRD. Die drittälteste Moschee in Deutschland, erbaut 1959, gilt bis heute als eine offene Begegnungsstätte für alle. Sogar Boxlegende Muhammad Ali betete dort im Jahr 1966. Von Benjamin Kilb
Junge Ahmadis während eines Charity Walks der AMJ vor dem Staatstheater in Wiesbaden. Die Erlöse des Laufs wurden unter anderem an ein Wiesbadener Kinderhospiz und ein Behindertenheim gespendet.Von Benjamin Kilb
(v.l.n.r) Anes, der vom sunnitischen Islam zur AMJ konvertiert ist, sowie Simon und Tino Schmidt, die nach schwerer Jugend beide sprirituelle Erfüllung und Glück im Ahmadiyya-Islam gefunden haben.Von Benjamin Kilb
Mirza Masroor Ahmad, weltweites Oberhaupt der AMJ, gibt Audienzen in der Bait us-Sabuh in Frankfurt. Mehrere zehn Millionen Ahmadis in 202 Ländern verehren ihn als fünften Nachfolger des Verheißenen Messias, Imam Mahdi, und des Gemeindegründers, Mirza Ghulam Ahmad.Von Benjamin Kilb
Szene in der Jamia in Riedstadt, dem hierzulande einzigen Imam-Ausbildungsinstitut. Junge deutsche Muslime werden dort während eines 7-jährigen Studiums zu Imamen ausgebildet. Sie sollen künftig das Gesicht des Islam in Deutschland darstellen. Von Benjamin Kilb
Vorbereitung für eine Ahmadiyya-Hochzeit in Frankfurt. Die AMJ betreibt Präventionsarbeit, um Zwangsehen vorzubeugen und bietet dazu Workshops an Schulen an. Von Benjamin Kilb
Eine Ahmadi-Muslima spricht während einer Wahlkampfinfoveranstaltung, zu der die AMJ Bundestagskandidaten geladen hat. Die Gleichwertigkeit von Männer und Frauen wird in der AMJ nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt.Von Benjamin Kilb
Rund 30.000 Muslime versammelten sich auch im vergangenen Juni zur »Jalsa Salana«, der Jahreshauptversammlung der deutschen AMJ auf dem Karlsruher Messegelände, um den Ansprachen ihrer Geistlichen beizuwohnen.Von Benjamin Kilb
Mitglieder der Ahmadiyya während der »Jalsa Salana« in Karlsruhe. Die Ahmadis stammen hauptsächlich aus Pakistan und Indien, sind dort jedoch religiöser Verfolgung ausgesetzt. Aus diesem Grund leben die meisten AMJ-Miglieder in der Diaspora, u.a. in Deutschland, England und Kanada.Von Benjamin Kilb
Abdullah Uwe Wagishauser (63) ist seit 1984 Bundesvorsitzender der AMJ. Unermüdlich arbeitet er seitdem für die Integration des Islam in Deutschland. Er sieht seine Lebensaufgabe in der Etablierung eines friedlichen und liberalen Islam.Von Benjamin Kilb