Geert Wilders veröffentlicht ein Buch, das seine altbekannten Thesen aufbackt. Doch nicht der politische Gehalt, sondern die persönlichen Elemente geben einen durchaus spannenden Einblick in die Gedankenwelt des Rechtspopulisten.
Im August 2005 wird Geert Wilders ans Sterbebett seines Vaters gerufen. Seine Bodyguards betreten mit ihm das Elternhaus in Venlo, im Süden der Niederlande. Der Vater stirbt schließlich wenig später, Wilders aber muss weiter. Aus Sicherheitsgründen kann er nicht länger bleiben. Nie zu lange an einem Ort sein. Nicht einmal, wenn der Vater stirbt. Im Auto sackt er schließlich zusammen und bricht in Tränen aus. »Sollen wir anhalten, Herr Wilders«, fragt ein Leibwächter. »Nein«, sagt Wilders. »Ist okay.« Tränen kommen ihm immer noch.
Geert Wilders, 48, ist einer der umstrittensten Politiker Europas. Er hetzt gegen Muslime und wettert gegen Ausländer. Wegen seiner Parolen lässt sich der Populist rund um die Uhr vor Bodyguards bewachen. Nun erscheint ein Buch, in dem er selbst zum ersten Mal dieses Leben unter ständiger Bewachung und Bedrohung beschreibt. »Marked for Death« heißt es. Untertitel: »Der Krieg des Islams gegen den Westen und mich«.
»Allerdings gibt es im Buch nur eine Stelle, wo er wirklich Emotionen zeigt«, so Freke Vuijst, eine Journalistin des liberalen niederländischen Nachrichtenmagazins Vrij Nederland: die Szene am Sterbebett seines Vaters. »In diesem Moment fühlt man mit Wilders mit.«
Neben solchen Szenen sei das Buch vor allem eine allgemeine Auseinandersetzung mit dem Thema Freiheit – und weniger eine Biografie. Geert Wilders' These in »Marked for Death« lautet US-Präsident Barack Obama und andere westliche Politiker würden die Ideologie des Islam unterschätzen. Was er schreibt, ist nicht neu und sagte er bereits mehrfach. Sein Ton aber ist ungewohnt: Im Buch gibt es ein Register und ein Quellenverzeichnis. Es sei kein Pamphlet, sondern eher eine theoretische Diskussionsschrift, so Journalistin Vuijst.
Wilders lässt sein Buch nur in den USA erscheinen
Vuijst hatte wie ein paar wenige andere Journalisten bereits vor Erscheinen einen Einblick bekommen. Offiziell wird das Buch am Montag in den USA vorgestellt. »Marked for Death« erscheint beim konservativen Regnery-Verlag, der bereits die Bücher anderer Islamgegner im Programm hat. Allerdings gibt es nur eine amerikanische Ausgabe, in Europa ist das Buch nicht zu bekommen.
Nicht der politische Gehalt, sondern die persönlichen Elemente machen das Buch spannend
So schreibt Wilders beispielsweise über einen Überfall arabischer Jungen, »Raubtiere«, die ihm ein Gas ins Gesicht sprühen und ihn zusammenschlagen. Es sei nicht das erste und auch nicht das letzte Mal gewesen – »aber das einzige Mal, dass ich ins Krankenhaus musste«.
Auch sein Leben unter ständiger Bewachung wird thematisiert. Zwei Tage nach dem Tod des holländischen Filmemachers Theo van Gogh 2004 kamen Wilders' Leibwächter und brachten schusssichere Westen mit. Wilders habe zehn Minuten bekommen, um seine Sachen zu packen, heißt es laut Vrij Nederland im Buch. »Das war das letzte mal, dass ich in meinem Haus war«, schreibt Wilders. Seine Bodyguards fuhren ihn durchs Land, stundenlang. Gegen Mitternacht wurde er in der Baracke einer Kaserne versteckt. Am nächsten Tag ging es weiter, zu einem anderen Versteck. Mehrere Monate wechselten seine Frau und er fast täglich den Ort. Auch heute ist nicht bekannt, wo Geert Wilders wohnt. Er selbst schreibt nur, der Ort sei »schusssicher« und es gebe einen »Panikraum« – für den Fall dass es ein Angreifer an den Bewachern vorbei schafft.