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Mitarbeiter-Mittwoch: Leo Wigger

»Aufgewachsen zwischen Hafenarbeitern, Rockern und Migranten«

Portrait
Leo Wigger
Foto: Elisabed Abralava

Mitarbeiter-Mittwoch: zenith wird 20! Aus diesem Anlass stellen wir jeden Mittwoch jemanden aus dem Team der Redaktion oder der Candid Foundation vor. Diese Woche: Leo Wigger, Project Officer der Candid Foundation, zenith-Autor und Südasien-Experte.

Über Leo:

Aus Hamburg, altsprachliches Gymnasium, Politikstudium mit Schwerpunkt auf Süd- und Zentralasien an der SOAS in London, dazwischen Praktika von Brüssel bis nach Pakistan. Seit knapp 1,5 Jahren als Project Officer bei der Candid Foundation. Nebenbei schreibt Leo auch immer wieder für zenith; meist zu Südasien und globalen Trends in der Politik.

 

Wofür bist du in der Redaktion berühmt bzw. berüchtigt? 

Für meine hanseatische Herkunft, die mich auf ewig zu einem treuen HSV-Fan gemacht hat. Ganz zur (Schaden)freude meiner liebreizenden Kollegen, die mit (büro)untypischer Zuverlässigkeit keine der zahlreichen Gelegenheiten für HSV-Witze auslassen wollen.

 

Wie sieht Dein »perfekter« Arbeitstag aus bei zenith aus?
Irgendwo unterwegs.

 

»Den Nahen Osten näherbringen« - Was bedeutet das für Dich? 

Ich glaube Journalisten sollten heute mehr denn je vor allem Übersetzer sein. Das heißt Trends, Debatten, Positionen so abzubilden und zu kontextualisieren, dass sie sich auch einem Publikum erschließen, welches sich nicht jeden Tag mit der Region oder dem Thema auseinandersetzen kann. Das ist es, was wir bei zenith versuchen.

 

Welche zenith-Ausgabe ist dir am meisten in Erinnerung geblieben? (Warum?) 

Tatsächlich die neue Ausgabe zu Hatra. Spionage in Bulgarien, ein verrückter turkmenischer Zahnarzt, und Indiana Jones im Irak: eine Ausgabe wie ein Fiebertraum.


Leo Wigger
Foto: Elisabed Abralava

Welches Buch würdest du jedem weiterempfehlen? 

Meine Empfehlung: Möglichst wenig deutsche Belletristik lesen. Ob Migration, soziale Ungleichheit oder Liebe in Zeiten der Digitalisierung: Fast alle Fragen der Gegenwart werden anderswo besser, zeitgemäßer, stilistisch schöner, vor allem dringlicher verhandelt. Daher Mohsin Hamid statt Juli Zeh lesen, Chimamanda Adichie statt Judith Hermann, oder Teju Cole statt Saša Stanišić.

 

Welches Gericht kochst du gut und gerne? 

Alles, wo die Zutaten wichtiger sind als die Zubereitung. Mit guter Guanciale ist meine Carbonara ganz in Ordnung.

 

Wen wolltest du schon immer einmal interviewen?
Mit Hito Steyerl über die sozialen Folgen der Digitalisierung reden. Weil die Kunstvordenkerin die richtigen globalen Fragen stellt, aber, so vermute ich, nicht die richtigen Antworten gibt. Mit Ronan Farrow über den journalistischen Umgang mit eigenen Privilegien. Der Woody Allen-Sohn und Diplomatievordenker nutzt seinen gesellschaftlichen Insiderstatus, um überfällige Debatten anzustoßen (#metoo). In welchem Maß kann/muss man als Ankläger dazugehören? Leider nicht mehr möglich: Mit der verstorbenen pakistanischen Premierministerin Benazir Bhutto über Macht, die Universalität von Werten, und schwierige Verwandte sprechen. Und darüber wie es war, die damals jugendliche Theresa May bei einer feuchtfröhlichen Oxford-Party anno 1976 mit ihrem heutigem Ehemann Phillip zu verkuppeln.

 

Ort, den du niemals vergessen wirst? 

Ein Ort, der so gar nicht mehr existiert. Das Hamburger Schanzenviertel der 1990 Jahre. Dort zwischen Hausbesetzern, Hafenarbeitern, Rockern, Rappern und Migranten aufzuwachsen hat mir eine unersättliche Neugier auf die Welt und ihre Menschen mitgegeben. Ein großartiges Geschenk.

 

Ein Ereignis, das du niemals vergessen wirst? 

Der Kosovokrieg und der 11. September waren die ersten prägenden außenpolitischen Ereignisse für mich.

 

Warum würdest du Anderen empfehlen, zenith-Club-Mitglied zu werden? 

Es gibt neben zwei Printausgaben plus Extraangeboten und Publikationen noch fast tägich neue Artikel online, die man vergleichbar nirgendwo auf Deutsch finden kann. Das alles für knapp keine 7 Euro im Monat. Wer sich in Deutschland für den Nahen Osten interessiert, muss zenith lesen.

Von: 
zenith-Redaktion
Fotografien von: 
Elisabed Abralava

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