Iran zwischen Schurken- und Chancen-Staat: Wie viel Kitsch darf sein und welche Klischees stimmen wirklich? Die neue zenith mit großem Iran-Dossier jetzt versandkostenfrei in unserem Shop bestellen!
Das Verhältnis der westlichen Welt zu Iran oszillierte in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwischen zwei Polen: Kitsch und Kriegsgeschrei. Auf iranischer Seite nimmt man sich in dieser Beziehung auch nicht viel: Wer eben noch auf der Straße »Tod für Amerika« schreit, täte im nächsten Moment nichts lieber, als sich den neusten Avenger-Streifen im 3D-Kino reinzuziehen und sich danach mit Burger, Pommes und Diet Coke vollzustopfen.
Auf der einen Seite die Angst vor einem nuklear bewaffneten Mullah-Staat und seinen fanatischen Märtyrergehilfen, die es eilig haben mit dem Paradies. Auf der anderen eine Persophilie, die kein Halten kennt: Iran? Was für eine Hochkultur, überhaupt die schönste und älteste der Welt. Die Iraner? Was für gebildete Leute! Das Essen? Findet nicht seinesgleichen. Die Filme? Hollywood kann einpacken. Die Frauen? Umwerfend sexy. Die Männer sowieso. Studienreisegruppen aus Tübingen und Tecklenburg schwärmen aus – und sind hingerissen nach ihrer Rückkehr aus dem Lande Hafez’ und der Farah Diba. Doch hin und wieder sieht man auf deutschen Straßen ein paar Unermüdliche mit Transparenten, auf denen »Stop the Bomb!« – »Hinrichtungsweltmeister Iran« und »Keine Geschäfte mit Massenmördern« steht, was darauf schließen lässt, dass sie die Iran-Begeisterung deutscher Zahnärzte im Ruhestand nicht vorbehaltlos teilen.
Ambiguitätstoleranz, so lautet der Fachbegriff der Psychologen für die minder oder stärker ausgeprägte Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten. zenith warnt: Die Lektüre des vorliegenden Iran-Dossiers verlangt ein hohes Maß davon. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch für die hervorragende Expertise von Adnan Tabatabai vom Thinktank Carpo, der das Dossier mitkuratiert hat. Hier sind einige der Geschichten, die Sie auf den 71 Seiten des Schwerpunkts erwarten:
Lauter nette Leute: Immer mehr Menschen reisen nach Iran – und die meisten kommen weder aus Europa noch den USA. Dennoch richtet die Branche ihren Blick auf westliche Touristen – und stößt dabei schon an ihre Grenze.
Qods sei Dank: Die Revolutionsgarden haben über Jahrzehnte ein ausgefeiltes Vasallensystem aufgebaut. Wie sich Iran auf den Schlachtfeldern der Region aufstellt – und was Teheran damit bezwecken will: Anatomie eines Geflechts von Kommandeuren und Kämpfern.
Tritt aus dem Schatten: Seit dem Triumph der Taekwondoka Kimia Alizadeh wächst der Widerstand gegen die Diskriminierung von Frauen im Sport.
Die Stadt zur Lage der Nation: Die letzte Schlacht des Wahlkampfes wurde hier geschlagen. Wer verstehen will was Iran bewegt, kommt an Maschhad nicht vorbei.
Außerhalb des Schwerpunkts erwarten Sie neben Analysen und Profilen auch wieder Reportagen und Fotostrecken. Hier schon mal eine kleine Vorschau:
Isayas' Traum: Im nächsten Jahr feiert Eritrea sein 25-jähriges Bestehen. 5000 Flüchtlinge im Monat, lebenslange Wehrpflicht, Spitzel überall. Im internationalen Ansehen steht das Land fast so schlecht da wie Nordkorea. zenith-Autor François Klein wollte wissen, wie die leben die bleiben.
Zusammenstöße in Nahost: Gegen jede Wahrscheinlichkeit hat ein ambitioniertes Experiment unter anderem Israelis, Iraner und Palästinenser an einen Tisch gebracht. SESAME ist damit schon ein kleines Wunder.
Papiere! Wer oder was ist eigentlich ein Libanese? Mehrere Zehntausend Menschen im Libanon gelten als staatenlos. Sie dürfen nicht reisen, nicht legal arbeiten, nicht einmal ein Kraftfahrzeug anmelden. Was hat das mit Identität zu tun?